André Werder zeigt eine der neu angeschafften Maschinen, einen sogenannten Rollformer. Foto: Rafael Sampedro
Werder investiert und investiert und investiert
Von Thomas Mielke
Die Auftragsbücher der Leutersdorfer Firma sind randvoll. Ein Maschinen-Gigant soll nun dafür sorgen, dass das so bleibt.
Der Stolz ist André Werder anzumerken. Seine Firma in Leutersdorf wächst und wächst. Baulich, maschinell, personell. Zum Jahresanfang haben er und seine Mitarbeiter eigenen Angaben zufolge eine neue Halle am Firmenstandort eingeweiht. 300.000 Euro hat sich die Werder Bedachungen GmbH den Bau kosten lassen. Und 450.000 Euro die Maschinen darin. „Eigentlich war die Halle nur als Lager gedacht“, sagte André Werder. „Nun ist sie schon zu einem Drittel mit Maschinen voll.“ Eine weitere kommt demnächst, über weitere denkt der Boss schon nach.
Eine ganz besondere Maschine hat sich die Firma erst vor wenigen Tagen für mehr als 1,4 Millionen Euro gekauft: einen Mobilkran von Liebherr. Das ist ein Gigant. „Der MK 140 ist der weltweit größte Mobilbaukran mit 65 Meter maximaler Ausladung beziehungsweise knapp maximal 95 Meter Hubhöhe“, teilte Hans-Martin Frech von der Herstellerfirma auf SZ-Anfrage mit. „Werder Bedachungen besitzt den ersten MK 140 in Sachsen.“ Allerdings ist er nicht in Leutersdorf zu sehen, sondern deutschlandweit im Einsatz. Derzeit hebt er Teile für Werder auf die Gebäude des Bundeswehr-Luftwaffenstützpunkts im bayrischen Manching. Werderwill versuchen, ihn zur Insider-Messe im Mai heimzuholen und auf dem Löbauer Messegelände zu zeigen. Zu Hause in Leutersdorf wird es trotz der neuen Halle schon bald wieder eng. Viel Platz für Erweiterungen hat die Firma am jetzigen Standort nämlich nicht mehr. Deshalb will Werder vorausschauend schon mit dem Leutersdorfer Bürgermeister über mögliche Erweiterungsflächen sprechen. Denn das Unternehmen will weiter wachsen. Die Auftragsbücher sind randvoll. Verträge im Wert von 28 Millionen Euro hat der Chef in der Schublade. Über weitere acht Millionen verhandelt er, wie er sagte. Zu den aktuellen Aufträgen gehört zum Beispiel die Fassade des neuen Trainingszentrums von Dynamo Dresden im Wert von rund einer Million Euro. Schon beim Neubau von Dynamos Rudolf-Harbig-Stadion war Werder für das Dach zuständig. Beim Posthof in Erfurt – einer Anlage mit über 400 Wohnungen – baut Werder für zwei Millionen Euro die Dächer und dichtet die Tiefgarage ab. Der Auftragswert beim Schulcampus Unterföhring beträgt fünf Millionen Euro. Auch beim Bau einer Suiten-Hotelanlage am Ahlbecker Ostseestrand und beim Neubau des Geomar-Zentrums in Kiel ist Werder mit Millionen-Aufträgen dabei.
Bei der Auftragslage braucht es viele Mitarbeiter. André Werder bietet Schritt für Schritt immer mehr Menschen einen Arbeitsplatz. Angefangen hat er vor reichlich 20 Jahren als Dachdecker mit zwei Mitarbeitern. Vor zehn Jahren hatte er die Grenze von 100 überschritten. Derzeit sind es 180. „Wir haben erst diese Woche wieder drei eingestellt“, sagte er am vergangenen Donnerstag. Er geht davon aus, dass dieses Jahr die 200er Marke geknackt wird.
Wie vielen Firmen fällt es auch Werder Bedachungen immer schwerer, geeignetes Personal zu finden. „Wir suchen permanent“, sagte der Chef. Um so wichtiger ist es, die bereits im Unternehmen Tätigen zu halten. Dafür lässt sich Werder eine Menge einfallen. Da seine Leute viel auf Montage und sehr oft in Bayern sind, hat er jetzt eigenen Angaben zufolge für drei Millionen Euro eine 580-Quadratmeter-Villa mit 35 Betten innerhalb des Münchner Autobahnrings für die Monteure gekauft. Jetzt habe jeder im Regelfall sein eigenes Bett, sagte Werder. An einigen würden sogar schon Namen stehen. Auf Usedom hat er ein Ferienobjekt mit 15 Bungalows im Auge, das er kaufen und herrichten möchte. Damit seine Mitarbeiter kostengünstig an der Ostsee Urlaub machen können.
Drei seiner langjährigsten Mitarbeiter, die als erste das 20. Betriebsjubiläum erreicht haben, hat er gerade Kreuzfahrten geschenkt. Auch eine eigene Kreditkarte ist bei Werder eingeführt worden. Alle Mitarbeiter, die nicht gefehlt haben, bekommen darauf die vom Finanzamt maximal erlaubten 44 steuerfreien Euro pro Monat aufgebucht. Dadurch sei der Krankenstand deutlich gesunken, sagte der Firmenchef über einen der Vorteile, den davon auch das Unternehmen hat.
Quelle: Sächsische Zeitung, Zittau vom 29.01.2020, S. 15